Freiwillige Feuerwehr Bamberg
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Damaliger Einsatzleiter (außer Dienst) Wolfram Höfler in Bamberg zu Gast

Der Faschingsdienstag bleibt oftmals in Erinnerung, vorallem in Bad Aibling. Aber nicht wegen der Narrenzeit sondern vielmehr aufgrund eines schrecklichen Zugunglücks am Dienstag, den 9. Februar 2016. Bei dem Zugunglück stießen damals zwei Personentriebzüge frontal zusammen, weshalb in Folge zwölf Menschen ihr Leben ließen und über 90 Menschen teils schwer verletzt wurden.

Dem damaligen Einsatzleiter und federführenden Kommandant der Feuerwehr Bad Aibling Wolfram Höfler und damaligem Maschinist des ersteintreffenden Rüstwagens Uwe Mayer ist dieser Einsatz nach wie vor gegenwärtig. Seither nutzen sie ihre gesammelten Erfahrungen, um dieses Wissen in Form von Informationsabenden an Führungskräfte weiterzugeben.

Heutiger Leiter der Unterstützungsgruppe – Örtliche Einsatzleitung („UG-ÖEL“) Christian Heid besuchte selbst einen dieser Informationsabende und knüpfte Verbindung bzw. zwischenzeitlich Freundschaft mit Wolfram. Um die Erfahrungen auch in Bamberg kundzutun, lud Heid den Einsatzleiter nach Bamberg ein. Leider kam auch hier die Corona-Pandemie dazwischen und verschob zwangsläufig den Termin. Nun aber konnte dieser endlich im Pfarrsaal Maria Hilf in der Wunderburg nachgeholt werden.

Nach einer Eröffnung und Begrüßung durch Vorsitzenden Michael Zopf übergab dieser an Organisator Christian Heid, welcher ebenfalls die Führungskräfte der Feuerwehr Bamberg, aus den Landkreis-Feuerwehren, den UG-ÖELs aus Oberfranken, den Katastrophenschutzeinheiten, dem Technischen Hilfswerk, der Polizei sowie den Rettungsdienstorganisationen begrüßte. Nach einer kurzen Einführung übernahm Wolfram Höfler das Mikrofon und erläuterte kurz seinen Werdegang. Die Feuerwehr Bad Aibling ist gut und groß aufgestellt und den Löwenanteil ihrer Einsätze nimmt der technische Hilfsdienst mit ca. 80% ein. Hier reiht sich auch das Zugunglück aus dem Jahre 2016 ein. Höfler stand wenige Monate vor seiner Pensionierung als am Faschingsdienstag gegen 06:52 Uhr am Morgen die Alarmierung „Alarm für den Rüstzug der Feuerwehr Bad Aibling“ ertönte. Während des Sonnenaufgangs eilten die Einsatzkräfte zur Einsatzstelle, welche unter beengten und anfänglich verwirrenden Verhältnissen anzufahren war. Rechtzeitig gab Einsatzleiter Höfler über Funk bekannt, dass nur gewisse Fahrzeuge die Einsatzstelle anfahren dürfen, während der Rest in einem sogenannten Bereitstellungsraum auf Abruf verbleiben sollte. Denn auf dem schmalen Radweg zwischen Bahngleise und dem Nebenfluss „Mangfall“ ist alles andere als genügend Platz für einen solchen Großeinsatz.

Schnell war Höfler bei der Erkundung der Lage klar, dass dies ein schrecklicher und umfangreicher Einsatz werden wird. Die Einsatzstelle das reinste Trümmerfeld. Eindrucksvoll erläuterte Höfler den Anwesenden wie die Erstlage war, was seine ersten Gedanken und Befehle waren. Da bei dem Stichwort viele Feuerwehren und somit Einsatzkräfte alarmiert waren, konnte der Einsatzleiter schnell auf mehr als die ersteintreffenden 13 Feuerwehrdienstleistenden zurückgreifen. Zum Glück konnte er auch schnell feststellen, dass Beamtinnen und Beamten der benachbarten Bundespolizei ebenfalls rasch und unaufgefordert mit an der Einsatzstelle waren. Etliche wichtige Entscheidungen mussten dennoch schnell zum Schutze der Betroffenen, aber auch der Feuerwehrkräfte getroffen werden.

Weiter zeigte Höfler anhand von Einsatzbildern wie sich die Lage darstellte und wie sie sich entwickelte. Gespickt mit wichtigen, feuerwehrtechnischen Taktiken und erlebten Eindrücken definierte Höfler den Zuhörern des Abends seine Vorgehensweisen. Besonders wichtig war ihm, neben der Betreuung der Patienten, auch die (Nach-)Betreuung der Einsatzkräfte. So wurde bald eine benachbarte Feuerwehr zur Einrichtung für die Psychosoziale Notfallversorgung für Einsatzkräfte (kurz „PSNV-E“) aufgebaut. Hier konnten alle Einsatzkräfte während oder nach dem Einsatz durch speziell ausgebildete Kräfte betreut werden, um die gesehenen, desaströsen Eindrücke verarbeiten zu können.

Für die Patienten vor Ort gab es ein Großaufgebot an Rettungsdienstorganisationen. Mehrere Rettungswagen, Notärzte und 18 Hubschrauber fuhren bzw. flogen die Einsatzstelle an. Da für den Tag eine Stabsrahmenübung der Rettungsdienste geplant war, stand im ersten Moment nur eine Notärztin zur Verfügung. Nach zügiger Aufklärung über die Lage konnten damals aber schnell weitere Notärzte alarmiert werden, erklärt Höfler.

Weiter zeigt er den Zuhörern anhand von Bildern und Videos die Einsatzstelle aus unterschiedlichen Perspektiven. Auch verdeutlichte er hierbei, wie wichtig eine richtige Vorgehensweise der Führungskräfte ist und unterstreicht dadurch die Ausbildung an den drei bayerischen staatlichen Feuerwehrschulen.

Auch erzählt er von einem für ihn besonderen Ereignis nach dem Einsatz: Als er zur Lagebeurteilung durch den verunglückten Zug ging, sprach er einen Verletzten an. Voller Adrenalin und konfus wurde er von Höfler aufgefordert, wenn möglich den Zug zu verlassen und seine Sitznachbarn entsprechend mitzuretten. Von Höfler angetrieben tat er dies auch. Im Nachgang zum Einsatz erhielt Höfler eine hohe Auszeichnung für die geleistete Arbeit. Der besondere Moment an diesem Abend war aber nicht die Auszeichnung, sondern der Moment dem damals Geretteten in die Augen zu sehen, als dieser überraschend die Bühne betrat. Der Gerettete erzählte ihm, dass er damals einen doppelten Unterschenkelbruch hatte und, der Situation geschuldet, nicht aus eigenem Antrieb heraus den Zug verlassen hätte bzw. gar weitere Verletzte gerettet hätte. Wolfram Höfler erinnert sich heute noch gerne an diesen Auftritt.

Auch ist ihm die Hilfsbereitschaft anderer im Gedächtnis geblieben. So wurden kurzerhand die Faschingsveranstaltungen für den Tag abgesagt und die bestellten Essen den Einsatzkräften zur Verfügung gestellt. Anhand der Boote der Rettungsdienstorganisationen konnten Getränke und weitere Ausrüstungsgegenstände an die Einsatzstelle gebracht werden, ohne dass weitere Fahrzeuge in die Einsatzstelle einfuhren mussten.

Die Einsatzbilanz sowie die beeindruckenden Einsatzzahlen eröffnete er den Teilnehmerinnen und Teilnehmern anhand eines Kurz-Einsatzprotokolls. Auch hier verdeutlicht durch verschiedene Bilder von der Einsatzstelle.

Für den rund drei Stunden andauernden Informationsabend bedankte sich anschließend auch Stadtbrandrat Florian Kaiser bevor Leiter der UG-ÖEL Christian Heid als Dankeschön Wolfram Höfler ein Geschenk überreichte.

 

Die Feuerwehr Bamberg bedankt sich für den informativen, eindrucksvollen und wichtigen Vortrag von Wolfram Höfler und Uwe Mayer. Zudem ergeht ein Dankeschön für die Unterstützung der Veranstaltung an die Firmen HS Hans Schäfer Mode GmbH, Strullendorf sowie WEIGANG LuSon GmbH, Ebern, welche auch mit einem Infostand mit vor Ort waren.

Weiterhin gedenkt die Wehr den Verstorbenen des schrecklichen Zugunglücks.

 

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