Freiwillige Feuerwehr Bamberg
Notruf: 112
Sicherheit seit 1860
Anforderung, Abfahrt und 1. Tag

Starke und wiederkehrende Niederschläge haben in den letzten Wochen einigen Gebieten im Süden Bayerns zugesetzt. Überschwemmungen, Dammbrüche und weitere schwerwiegende Ereignisse haben den Süden teils unbewohnbar gemacht.
Durch den dortigen Ausruf von Katastrophenfällen kommt auch überörtliche Hilfe zur Unterstützung.
So nun auch ein Ölwehr-Kontingent aus Stadt und Landkreis Bamberg.

Am Montag kurz nach 11 Uhr schickte die Regierung von Oberfranken die konkrete Anforderung zur Stadt- & Landkreisführung. Seit diesem Moment wurden viele Hebel in Bewegung gesetzt: Organisation der benötigten Mittel, Abfrage des Personals, Fahrzeugüberprüfungen, Packlisten, ...

Nach anfänglicher Info sollte das Bamberger Kontingent Ende der Woche den Auftrag antreten. Aufgrund sich der weiter zuspitzenden Lage im Süden Bayerns, wurde das Kontingent kurzfristig früher abgerufen.

So trafen sich rund 120 Feuerwehrkameradinnen- und kameraden aus der Stadt und dem Landkreis Bamberg in den frühen Morgenstunden des Donnerstags im Hof der Ständigen Wache.
Vor Ort würdigten Oberbürgermeister Andreas Starke, Referent für öffentliche Sicherheit, Recht und Ordnung Christian Hinterstein, Landrat Johann Kalb und die Führungen aus Stadt und Landkreis das hohe Engagement und die lobenswerte Hilfsbereitschaft.

Kurz darauf rückten die Einsatzkräfte mit den 27 Fahrzeugen zuzüglich Anhängern und Spezialgerät als eine Kolonne ab.
Eine Kolonne zählt im Straßenverkehr als "ein Fahrzeug" bzw. als geschlossener Verband und ist durch farbliche Fahnen an der Front zu erkennen. Eine Kolonne bringt den Vorteil, dass alle Fahrzeuge zusammen bleiben und nicht getrennt oder unterbrochen werden dürfen.
Das erste Fahrzeug führt eine Weiß-/Schwarze-Fahne, die folgenden eine mit der Farbe Blau und schließlich die Farbe Grün für das Schlussfahrzeug.

Kurz vor der Fahrt änderte sich das Ziel der Kolonne. Nun fuhr das Ölwehr-Kontingent in den Landkreis Günzburg (Schwaben). Dort wurden mehrere Keller erkundet, welche noch vom Öl-Wassergemisch befreit werden müssen.

Das Bamberger Vorauskommando trat ihre Reise bereits am Mittwoch an. Dieses dient der Erkundung vor Ort sowie der Absprache mit den dort bislang eingesetzten Führungskräften, um eine schnellere Einweisung der anreisenden Einsatzkräfte zu gewährleisten.

06.06.2024: Der erste Tage vor Ort

Gegen 11:00 Uhr traf das Hilfeleistungkontingent schließlich ein. Nach kurzer Sortierung aller Fahrzeuge nach Pumpeneinheiten, fuhren die Fahrzeuge einen Umschlagplatz an, auf dem die benötigten Gerätschaften zunächst ausgeladen und anschließend unter den Pumpeneinheiten aufgeteilt wurden.
Anschließend instruierte die Einsatzleitung die einzelnen Pumpeinheiten mit ihren Einsatzzielen und Aufgaben.

Viele Häuser sind seit Tagen komplett stromlos und die Keller stehen bis kurz unter die Decke mit Öl-Wassergemisch voll.
Die Aufgaben des Hilfeleistung-Kontingents beschränkt sich zunächst auf das Abnehmen des Öls, so dass anschließend die ortsansässigen Wehren in den nachfolgenden Tagen das Wasser gefahrlos abpumpen und der Kanalisation zuführen können.

Die Unterkunft für die Helfenden ist eine nahe gelegene Turnhalle einer Schule, welche nicht betroffen ist.
Der erste Tag war für die Kameradinnen und Kameraden ein sehr langer Tag: Treffpunkt 04:30 Uhr, Abfahrt um 05:00 Uhr, Ankunft gegen 11:00 Uhr, Abfahrt zur ersten Einsatzstelle gegen 13:00 Uhr und Einsatz Ende gegen 19:30 Uhr.
Gegen 20:00 Uhr trafen sie an der Sammelstelle ein, um zusammen mit einem Bus zur Turnhalle zu fahren, dass sie auf 21:00 Uhr ihr wohlverdientes Abendessen einnehmen können.

Schon am nächsten Tag würde dieser um 8:00 Uhr mit Abfahrt zur Sammelstelle wieder beginnen.

Heutige Bilder (Bilderquelle: Fachbereich 6, Sonja Seufferth (Stadt Bamberg)):


 

07.06.2024: Zweiter Tag im Landkreis Günzburg: Kameradschaft, Hilfsbereitschaft und kleine Glücksmomente

Einsatz geht weiter: Offene Stellen vom Vortag und neue Herausforderungen

Der zweite Tag in Offingen startete mit der Abarbeitung der noch offenen Einsatzstellen vom Vortag. Während einige Einheiten neue Aufgaben zugeteilt bekamen, mussten andere erneut zu Einsatzorten des Vortages zurückkehren. Die Logistik und Planung der erfahrenen Führungskräfte, die bereits bei vergangenen Hilfeleistungseinsätzen wie bspw. Ahrweiler im Jahr 2021 Erfahrung gesammelt hatten, erwies sich als effizient und schnell.

Hervorzuheben ist hierbei auch die zusätzliche Planung des Vorauskommandos, welches im Zusammenspiel mit der UG-ÖEL zu einer nahtlosen Zusammenarbeit und einem reibungslosen Ablauf des Einsatzes beiträgt.

Dankbarkeit und emotionale Momente

Ein besonderer Dank gilt den Rettungsdienstorganisationen, die neben der medizinischen Betreuung des Kontingents auch im Bedarfsfall die erste medizinische Versorgung der Anwohner an den Einsatzorten übernehmen.

Die Einsatzkräfte, ganz gleich welcher Organisation und deren große Hilfsbereitschaft wurden von der Bevölkerung äußerst positiv aufgenommen. Viele Menschen waren sehr dankbar für die Unterstützung in dieser außergewöhnlichen Lage. Einige waren den Tränen nahe, als sie erfuhren, dass wenige Tage nach dem Starkregenereignis endlich Hilfe eintraf. Viele hatten sich in der Situation überfordert gefühlt und wussten nicht weiter. Aktuell machen viele das Beste aus der Situation und greifen sich gegenseitig unter die Arme.

Ein Kamerad berichtete von Kindern, die mit Keschern über die Wiesen gelaufen waren, um gestrandete Fische wie Karpfen einzufangen und diese wieder in den durch den Ort fließenden Fluss zurückzubringen. Ein weiterer Einsatzort bot den Einsatzkräften die Gelegenheit, einen kleinen Fisch zu retten, der durch das Hochwasser in die Kellerräume eines Hauses gespült worden war. Die Einheit befreite den hilflosen Fisch beim Auspumpen des Kellers und setzte ihn anschließend wieder im Fluss aus.

Motivation und Kameradschaft

Trotz der anstrengenden Arbeit und der emotionalen Belastung ist die Motivation der Einsatzkräfte nach wie vor ungebrochen. Der Zusammenhalt und die Kameradschaft innerhalb des Kontingents sind groß und der Wille des Helfens wird stetig an den Tag gelegt.

Dies zeigen auch viele weitere Hilfsorganisationen. Am Abend traf ein weiteres Hilfeeinsatzkontingent mit rund 80 Einsatzkräften in der Turnhalle ein, um in den umliegenden Ortschaften zu unterstützen. Auch diese sind bereit in ihrer Freizeit anderen zu helfen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der zweite Tag im Landkreis Günzburg von harter Arbeit, Hilfsbereitschaft, Dankbarkeit und kleinen Glücksmomenten geprägt war. Die Einsatzkräfte leisten wertvolle Arbeit und helfen den Menschen vor Ort, die durch die Überschwemmungen in eine schwierige Situation geraten sind. Die professionelle Planung und die nahtlose Zusammenarbeit aller Beteiligten tragen zum Erfolg des Einsatzes bei.
Den Einsatzkräften gebührt hierfür großer Dank!

Heutige Bilder:


 

08.06.2024: Dritter Tag: Fortsetzung des Einsatzes und Dankbarkeit der Bevölkerung

Betrugsversuche und logistische Vorbereitungen für den Abmarsch

Der dritte Tag in Offingen startete mit einer besorgniserregenden Nachricht: Betrüger versuchten, sich als Netzbetreiber auszugeben und von den Bewohnern Geld zu verlangen, um ihre Häuser wieder an das Stromnetz anzuschließen. Die Einsatzkräfte sensibilisierten die Bevölkerung umgehend und informierten sie darüber, dass seriöse Anbieter niemals Geld für die Wiederherstellung der Stromversorgung verlangen würden.

Neben der fortgesetzten Abarbeitung der Einsatzstellen begannen die ersten logistischen Vorbereitungen für den Abmarsch am nächsten Tag. Material musste gereinigt, geordnet und verladen werden, und die Einsatzfahrzeuge mussten auf ihre Einsatzbereitschaft überprüft werden.

Dankbarkeit und Zeichen der Wertschätzung

Die Dankbarkeit der Anwohner für die Hilfe der Einsatzkräfte war nach wie vor groß. Vereinzelt wurden den Einsatzkräften Essen und frische Erdbeeren angeboten – kleine Gesten, die die Wertschätzung für ihre Arbeit verdeutlichten.

In einer Ansprache am Abend nach dem Essen würdigte die Kontingentführung die Einsatzkräfte für ihren unermüdlichen Einsatz. Sie hoben die hohe Motivation und die Professionalität der Feuerwehrkameradinnen und -kameraden hervor. Zudem gaben sie einen kurzen Überblick über die geleistete Arbeit und betonten, dass dies nur durch den unermüdlichen Einsatz der Feuerwehren leistbar gewesen ist. Sie zollten ihren Respekt und bedankten sich bei allen Einsatzkräften vor Ort für die Arbeit und die Kameradschaft!

Herausforderungen und Übergabe an nachfolgendes Kontingent aus Unterfranken

In einigen Gebieten gestaltete sich das Abpumpen der Keller weiterhin als schwierig, da der Grundwasserspiegel noch immer sehr hoch liegt. Die Einsatzkräfte mussten teilweise kreative Lösungen finden, um das Öl-Wasser-Gemisch aus den Kellern zu entfernen und sich dabei selbst nicht zu gefährden.

Am nächsten Tag wird ein Kontingent aus Miltenberg (Unterfranken) eintreffen und die aktuelle Einsatzlage übernehmen und somit Bamberg ablösen. Die Bamberger Einsatzkräfte werden dann nach Hause zurückkehren können, wo man sie am Nachmittag im Hof der Ständigen Wache erwartet.

Der dritte Tag war somit bestimmt von der Fortsetzung des Einsatzes, der Dankbarkeit der Bevölkerung und der Anerkennung für die Einsatzkräfte. Die Herausforderungen sind nach wie vor groß, aber die Motivation und der Zusammenhalt der Einsatzkräfte waren ungebrochen.
Abschließend wünscht man den Bewohnerinnen und Bewohnern weiterhin viel Kraft und den anrückenden Einsatzkräften alles Gute.

Heutige Bilder:


 

09.06.2024: Letzter Tag: Aufräumen und letzte Vorbereitungen

Der letzte Tag war ein Tag voller Ereignisse, die das Herz berührten und die Gemeinschaft stärkten. Obwohl der Hauptteil der Arbeit bereits getan war, gab es noch einiges zu tun, bevor der Einsatz endgültig abgeschlossen werden konnte.

Am Morgen kümmerte sich eine kleine Gruppe von Feuerwehrleuten um das Aufräumen der Turnhalle, die in den letzten Tagen als provisorische Unterkunft gedient hatte. Der Rest des Teams war damit beschäftigt, die letzten Vorbereitungen für den Abmarsch am Umschlagplatz zu treffen. Hier wurde nicht nur gereinigt, sondern auch das finale Beladen der Fahrzeuge durchgeführt.

Kurz vor der Abfahrt hielt der örtliche Feuerwehrkommandant eine emotionale Dankesansprache, in der er die harte Arbeit und das Engagement aller Beteiligten würdigte. Ein Gruppenfoto wurde gemacht, um diesen Moment für die Ewigkeit festzuhalten und wird als Erinnerung an die Tage des gemeinsamen Einsatzes und der Solidarität bleiben. Zudem hatte die Schulleitung darum gebeten, da die Grundschüler neugierig waren, warum so viele Feuerwehrleute in ihrer Turnhalle waren. Dann wurden noch schnell Lunchpakete verteilt und die Kolonne setzte sich in Bewegung.

Unvorhergesehene Herausforderungen: Notstopp auf der Fahrt

Nach etwa 20 Kilometern gab es einen kurzen Schreckmoment. Auf einer langen Geraden musste ein Notstopp eingelegt werden, weil ein verdächtiger Geruch nach heißer Bremse wahrgenommen wurde. Es stellte sich heraus, dass ein Anhänger einen Defekt hatte. Nach etwa zehn Minuten war das Problem jedoch behoben und die Fahrt konnte fortgesetzt werden.

Auf der Höhe von Oberhaid wurde die Kolonne von Kameradinnen und Kameraden in ihren Fahrzeugen begrüßt, und in Hallstadt wartete ein besonders emotionaler Empfang. Die Drehleiter der Feuerwehr Hallstadt und die der Löschgruppe Ost waren in Herzform aufgestellt, um die Rückkehr zu feiern. Dieses Zeichen der Wertschätzung rührte viele zu Tränen.

Ein emotionaler Empfang an der Wache

An der Ständigen Wache angekommen, wurde die Kolonne von allen Kolleginnen und Kollegen sowie Freunden empfangen. Die Stimmung war überwältigend. Die Kontingentführung hielt eine abschließende Ansprache, in der er die professionelle Arbeit aller hervorhob. Besonders beeindruckend war die Zahl: Insgesamt konnten 1,67 Millionen Liter Öl-Wassergemisch abgepumpt werden – eine enorme Leistung.

Dieser Tag war ein bewegender Abschluss einer intensiven Zeit. Er hat gezeigt, dass die Feuerwehrkameradinnen und -kameraden nicht nur als Team zusammenarbeiten, sondern auch füreinander da sind. Jeder hat seinen Teil beigetragen und gemeinsam konnte dadurch Großes erreicht werden.

Heutige Bilder:


 

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